Liebe Brüder und Schwestern.
An jenem Morgen kündigte Erzonkel Olaf frohlockend an, dass ein großes Paket die Herberge „Zum Goldenen Bogen“ erreichen werde. Das Weib und ihr Mann waren sehr aufgeregt, denn sie wussten eine Nachricht, die auf zauberhafte Art und Weise auf ihr Sprechgerät übermittelt wurde, im ersten Moment gar nicht zu deuten. Ein Rückruf brachte aber Licht in das Dunkel der Nacht und so geschah es tatsächlich, dass die drei weisen Tanten aus dem Morgenland jubilierend in der Herberge eintrafen. Tränen der Freude flossen und Geschenke aus Gold, Weihrauch und Myrrhe wurden für das Erstgeborene überreicht.
Mit anderen Worten:
Diana, Karin und Silke sind in aller Herrgottsfrühe losgefahren um MICH zu sehen. Mensch, hab` ich mich gefreut.
Tante Diana war dann als erstes zur Besichtigung im Frühchenzimmer. Ich meine, ich hätte ein paar Krokotränchen kullern sehen, oder warum hat Schwester Sylvia ihr das Megapack Taschentücher gereicht? Naja egal, ich hab` mich ja auch gefreut. Vor allem, dass mich jeder mal gekrault hat, fand ich wirklich schön. Wenn ich groß bin, kraule ich euch auch.
Ich glaube, ich habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen, vor allem bei Tante Diana, denn die stand gerade zufällig neben dem Inkubator, als Mama mich schön neu wickeln wollte. Eigentlich hab` ich gedacht, dass Papa mich heute Morgen wickelt, deshalb hatte ich `ne volle Ladung für ihn bereit gehalten, die sich dann torpedoähnlich durch die Öffnung des Inkubators auf Mamas Arm und Tante Diana Hose und Schuhe entlud. War für alle `ne ganz beschissene Situation, selbst für den Inkubator.
Schwester Sylvia war dann so freundlich und hat meine Sauna und den Boden wieder sauber gemacht. Eigentlich haben alle darüber gelacht, so schlimm war es wohl nicht. Durch dieses Schissgeschick hat mich Mama das erste Mal eingemummelt in einer Decke in ihren mütterlichen Armen gehalten. Man könnte meinen, ich hätte es geplant 😉
Noch bekomme ich meine Nahrung über eine Magensonde mit Spritze (links), aber heute hab ich gesehen, dass ich in Zukunft andere Wege nehmen muss.
Wo ich dann schutzlos im Mamas Armen war, gab´s natürlich noch ´ne Knutschattacke …
und Papa hat mich noch gekillert.
Am Abend haben die Schwestern dann gesagt, dass ab jetzt ganz auf die Cpap-Beatmung verzichtet wird.
Ein schöner Tag, mit schönen Gästen und schönen Nachrichten.
„Und sie fanden ein Kind, gebettet im Inkubator liegend“ (das Teil an meinem Kopf ist kein Heiligenschein oder eine Lampe die Papa mir installiert hat, es ist das Licht, was sich im Glas spiegelt 😉 )
Eure Ronja